Altglas: Pentacon 1.8/50
Altglas: Pentacon 1.8/50
Im Jahr 1965 startete Pentacon in Dresden die Fließbandproduktion der Praktika, täglich wurden 400 Kameras produziert. Um diese Kameras, auch als Devisenbringer, angemessen auszustatten, benötigte man hochwertige und lichtstarke Objektive normaler Brennweite, die sich leicht in großen Stückzahlen produzieren lassen. Die Wahl fiel auf das Oreston 1.8/50, welches alsbald in Pentacon 1.8/50 umbenannt wurde und als Standardobjektiv der Praktika eine sehr große Verbreitung fand.
Das weitere Geschichte des Oreston/Pentacon 1.8/50 ist eng mit der Geschichte der DDR verbunden. An der Optik gab es nur zwei Weiterentwicklungen: zum einen wurde Ende der 60er Jahre die automatische Übermittlung der Blendenwerte eingeführt. Für den dazu notwendigen Schleifwiderstand musste man Platz schaffen und die Krümmung der Linsen ändern. Zum anderen wurde, wie international üblich, in den 70er Jahren die Mehrschichtvergütung eingeführt. Das Design wurde sehr oft verändert, wobei auch die Mangelwirtschaft ihre Spuren hinterlassen hat. Bedienelemente wurden vereinfacht, verchromte Zierringe wurden schrittweise weggelassen. Mit dem Ende der DDR und dem Ende des VEB Pentacon 1990 kam unweigerlich auch das Ende des Pentacon 1.8/50. Die Weiterführung der Produktion in Görlitz scheiterte nach einem Jahr durch Insolvenz.
Das Pentacon 1.8/50 ist vor allem in Deutschland auf dem Gebrauchtmarkt reichlich vorhanden und faktisch das einzige M42-Objektiv, welches man heute noch mühelos als Schnäppchen für unter 20€ bekommt. Dementsprechend ist es in der Altglasszene sehr weit verbeitet. Sehr häufig wird das Objektiv von Fotografen verwendet, die als Hobby Pflanzen und Blüten fotografieren.
Anfang September fand ich auf einem Flohmarkt eine heruntergekommene Exa 1b mit einem hervorragend erhaltenen Pentacon auto 1.8/50 multi coated, welche ich zum Schnäppchenpreis kaufen konnte. Das Objektiv stammte aus den späten 80er Jahren, womit es nicht das originale Objektiv der Exa 1b gewesen sein kann. Da ich einfach vergütete Objektive interessanter finde, kaufte ich in einem bekannten Auktionsportal ein älteres Modell: ein Pentaflex Auto-color 1.8/50. Diese Variante war für den Export nach Westdeutschland bestimmt. In der Galerie unten nenne ich diese beiden Objektive „Pentaflex“ bzw. „Pentacon“.
Um das Verhalten bei Gegenlicht zu testen, habe ich eine schwierige Situation aufgebaut. Der Blitz ohne Schirm befand sich knapp außerhalb des Sichtfeldes. Die Fotos sind im Vollformat mit f/11 aufgenommen.
Fazit: Das Pentacon 1.8/50 wird zumeist als gutes, lichtstarkes und sehr preiswertes Normalobjektiv geschätzt, wobei die Schärfenprobleme bei Offenblende immer bemängelt werden. Die geringe Schärfe bei Offenblende betrifft hier leider den gesamten Entfernungsbereich, wobei die Probleme am Vollformat geringer sind.
Trotzdem sind sehr schöne, charakterstarke Fotos bei Offenblende möglich, wenn die Motive etwas Unschärfe vertragen. Aus künstlerischer Sicht ist das Pentacon 1.8/50 nicht so interessant wie z.B. das Asahi oder das Helios-44.
Bei Offenblende produzieren beide Objektive zumeist die gleichen Fotos, im Bereich f/2.0 bis f/3.5 hat das Pentacon mit den abgerunden Lamellen das bessere Bokeh.